Tim Stumpf (25) gewann 2019 den norddeutschen Leistungswettbewerb auf dem Priwall als bester Fleischer. Daraufhin wurde er für das Auswahltraining der Nationalmannschaft nominiert und schaffte es ins Team. Wie das seine Karriere beeinflusst hat, erzählt er im Interview.

Seit dem Leistungswettbewerb ist einiges passiert: Unter anderem hast du deinen Meister gemacht und warst auf Reisen. Was machst du im Moment?

Seit Juli bin ich wieder zu Hause – eigentlich nur um mich gegen Corona impfen zu lassen – und sammle jetzt Erfahrungen in der Landwirtschaft. Durch Zufall habe ich eine Landwirtin kennengelernt, die ein Projekt zur Selbstvermarktung ihrer Mutterkuhherde gestartet hat. Dabei möchte ich sie gern unterstützen. Es geht um den Bau eines Schlachthauses und um das Thema Fleischveredelung. Im Moment ist es viel bürokratischer Aufwand, ab April soll es dann aber mit der Schlachtung losgehen.

Viele Abiturient*innen wollen nach dem Abschluss reisen und die Welt sehen. Wie war das bei dir?

Ich wollte auch reisen! Um Geld dafür zu verdienen, habe ich auf dem örtlichen Wochenmarkt bei einer Fleischerei gejobbt. Als mein Chef mich fragte, ob ich eine Ausbildung bei ihm beginnen wollte, hat das 18-jährige Ich gezögert. Was würden denn die Frauen von mir denken … Schließlich habe ich das Jobangebot dann doch angenommen, denn wie mein Onkel so schön sagte: „Das ist kein Entschluss fürs Leben“. Heute allerdings sind aus der reinen Ausübung des Berufs Leidenschaft und Berufung geworden.

Gemeinsam mit Kolleg*innen setzt du dich in der Nationalmannschaft fürs Fleischerhandwerk ein. Was ist dir hierbei besonders wichtig?

Am wichtigsten ist mir, das Thema Fleisch an die Jugend heranzutragen. Besonders am Herzen liegen mir hier die Aspekte Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Viele wissen zum Beispiel gar nicht, welch großen Einfluss die Massentierhaltung auf den Klimawandel hat und was alles machbar wäre, wenn ein Großteil der Verbraucher*innen wieder ins Fachgeschäft statt zum Supermarkt gehen würden. Hier gilt es, Aufklärungsarbeit zu leisten.

Du bist nicht nur Fleischermeister, sondern auch Fleischsommelier: Was kann man sich darunter vorstellen?

Ich vergleiche das gern mit einer Torte: die Ausbildung ist die Basis, der Meister ist das erste Stockwerk und der Fleischsommelier ist dann das Sahnehäubchen. Während des zweiwöchigen Kurses habe ich viele Denkanstöße bekommen. Es ging um vertiefende Einblicke rund um die Urproduktion, die Geschichte des Fleischerhandwerks, neue Zuschnitte und andere Möglichkeiten der Wertschöpfung. Ich bin fest davon überzeugt, dass man sich als moderner Fleischer immer weiterbilden und stetig weiterentwickeln muss. Die Fortbildung hat mir hier viele Anknüpfungspunkte gegeben.