Sie ist das jüngste Mitglied im Vorstand des Fleischer-Verbands Schleswig-Holstein: Fleischermeisterin Gesine Untiedt (26). Wie es dazu kam und welche Rolle das Fleischerhandwerk in ihrem Leben spielt, erfahren Sie im Interview.
Gesine, du bist kürzlich in den Vorstand deines Landesverbands gewählt worden – eher ungewöhnlich für dein Alter, oder?
Das stimmt. Aber ich habe mich doch sehr gefreut, als ich gefragt wurde, ob ich mich auch überregional für unser Handwerk engagieren möchte. Im Vorstand der Fleischerinnung Holstein bin ich schon seit 2020 als Beisitzerin aktiv.
Welche Bedeutung hat das Ehrenamt für dich?
Es bedeutet mir viel. Auf diese Art kann ich Verantwortung übernehmen und mich für eine Sache, hinter der ich zu 100 Prozent stehe, einsetzen. Außerdem habe ich die Chance, meine eigenen Ideen zu verwirklichen. Natürlich stoße ich dabei auch hin und wieder mal auf taube Ohren, aber probieren geht über studieren. Einen Versuch ist es immer wert. Es geht mir auch darum, die Leute von dem, was ich tue zu überzeugen. Das Fleischerhandwerk ist so vielfältig und lässt Freiraum, sich zu entfalten. Das möchte ich mit anderen teilen – besonders in Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung.
Deine Familie führt seit Generationen einen Laden mit dazugehöriger Landwirtschaft: War für dich immer klar, dass du Fleischerin werden wirst?
Nein, wobei ich schon immer gern mitgeholfen habe. Als Kind wollte ich Tierärztin werden und im Rahmen eines Schulpraktikums habe ich hinter die Kulissen einer Apotheke geschaut. Das hat aber nicht so viel Spaß gemacht, wie die Arbeit auf dem Wochenmarkt. Dort habe ich mir nämlich als Teenie mein Taschengeld in einem unserer Verkaufswagen verdient. Mit 17 habe ich dann immer mehr Verantwortung im Betrieb übernommen und die Arbeit wurde immer interessanter.
Was sagen deine Freund*innen zu deinem Job?
Das war eigentlich nie ein echtes Thema. Vielen war klar, dass ich in den Familienbetrieb einsteige. Andere Reaktionen bekomme ich von neuen Leuten, die ich erst kennenlerne und nicht schon seit Kindertagen kenne: „Wie mutig, dass du als Frau im Handwerk arbeitest!“ Einige bewundern auch, dass ich mir den Job überhaupt zutraue. Da muss ich dann Aufklärungsarbeit leisten. In unserem Beruf müssen wir nicht (mehr) über die Maßen stark oder belastbar sein – mittlerweile gibt es ja Hilfsmittel, die die Arbeit erleichtern. Im Handwerk fühle ich mich einfach wohl. Es gefällt mir so gut, dass ich sogar schon Vegetarier*innen davon überzeugt habe, dass das mein Lebensweg ist.
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