Warum und das alle angeht!
Jeden Tag landen riesige Mengen an Verpackungsmüll in der Umwelt – viel davon besteht aus Plastik, das nur schwer abbaubar ist. Besonders im Lebensmittelbereich wird Kunststoff oft genutzt, da er praktisch und hygienisch ist. Doch es gibt ein Umdenken: Nachhaltige Verpackungslösungen sollen Müll vermeiden und Ressourcen schonen. Kai Emmerich, Frank Ludowig und die Fleischerei Leggedör zeigen, welche Lösungen es in der Praxis bereits gibt.
Was das Gesetz sagt
Auch der Gesetzgeber hat darauf reagiert. In Deutschland gibt es das Verpackungsgesetz (VerpackG), das Unternehmen verpflichtet, umweltfreundlichere Alternativen zu nutzen. Seit 2023 müssen Geschäfte und Betriebe, die Essen und Lebensmittel verkaufen, neben Einwegverpackungen auch Mehrwegoptionen anbieten. Dies betrifft unter anderem Fleischereien, die ihre Produkte bisher oft in Plastik verpacken. Doch auch die europäische Gesetzgebung entwickelt sich weiter. Neue Vorschriften, wie dieeuropäische Verpackungsverordnung oderkommunale Regelungen, etwa die Einwegsteuer in Tübingen, setzen zusätzliche Anreize zur Reduzierung von Verpackungsmüll. Weniger Verpackung bedeutet oft weniger Bürokratie und geringere Kosten – ein Vorteil für Betriebe und die Umwelt.
Pfand- und Mehrwegsysteme – clever wiederverwenden
Eine der nachhaltigsten Möglichkeiten, Verpackungsmüll zu reduzieren, sind Pfand- und Mehrwegsysteme. Kund*innen erhalten Wurst oder Fleisch in wiederverwendbaren Behältern aus Glas, Edelstahl oder biobasierten Kunststoffen. Diese können sie beim nächsten Einkauf zurückgeben und gegen neue, saubere Behälter eintauschen – ähnlich wie bei Mehrwegflaschen. Ein Beispiel ist das Konzept des Fleischermeisters Kai Emmerich aus Rötgesbüttel. Er nutzt individualisierte Pfanddosen, die vakuumiert werden können. Trotz einer höheren Pfandgebühr ist das System bei seiner Kundschaft beliebt. Ein weiteres bewährtes System ist REBOWL, das auch in vielen Fleischereien für Mittagstische oder Salate genutzt wird. Der Vorteil: Kund*innen können die Behältnisse in allen RECUP- und REBOWL-Partnerbetrieben zurückgeben. Eine besonders einfache Alternative ist die Nutzung eigener Behälter. Wer eine verschließbare Dose von zu Hause mitbringt, spart Verpackungsmaterial und schont die Umwelt. Hierbei sind jedoch besondere Hygieneregeln zu beachten, damit die Lebensmittelsicherheit gewährleistet bleibt.
Plastikfreie Einwegverpackungen – Gibt es das überhaupt?
Nicht alle können auf Mehrwegverpackungen umsteigen. Deshalb gibt es auch nachhaltige Einwegverpackungen. Statt Plastik kommen Materialien wie Papier, Karton oder Zuckerrohr zum Einsatz, die recyclebar oder biologisch abbaubar sind. Diese Verpackungen vermeiden Plastikmüll und schützen die Umwelt. Fleischermeister Frank Ludowig aus Wunstorf setzt beispielsweise auf plastikfreie Serviceverpackungen aus Papier oder biobasierten Stoffen. Dabei ist es wichtig, zwischen biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Verpackungen zu unterscheiden:
- Biobasierte Verpackungen bestehen aus nachwachsenden Rohstoffen wie Cellulose oder Zuckerrohr und helfen, fossile Ressourcen zu schonen.
- Biologisch abbaubare Verpackungen können sich zersetzen, jedoch dauert dies unterschiedlich lange und hängt von den Umweltbedingungen ab.
- Kompostierbare Verpackungen müssen sich unter definierten Bedingungen innerhalb von 90 Tagen vollständig zersetzen.
Jede Fleischerei kann eigene nachhaltige Maßnahmen umsetzen. Die Wahl der richtigen Verpackung hängt von betrieblichen Gegebenheiten, den Bedürfnissen der Kundschaft und den gesetzlichen Vorschriften ab. Klar ist: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance für eine zukunftsfähige Betriebsführung.
Automatisierung und innovative Verpackungslösungen
Auch moderne Technologien tragen zu nachhaltigen Verpackungslösungen bei. So nutzt die Fleischerei Leggedör einen speziellen Tiefzieher, um Verpackungen effizienter zu gestalten. Dies reduziert nicht nur den Materialverbrauch, sondern bietet auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel in der Branche. Besonders im Selbstbedienungsbereich sind noch weitere Innovationen gefragt, um Haltbarkeit und Hygiene mit Nachhaltigkeit zu verbinden.
Wann sind Verpackungen nachhaltig?
Nachhaltigkeit hängt nicht nur vom Material ab. Entscheidend ist das Prinzip Reduce – Reuse – Recycle. Reduce: z. B. Verpackungen so klein wie möglich halten. Reuse: z. B. Mehrwegverpackungen verwenden. Recycle: z. B. Materialien nutzen, die gut wiederverwertbar sind.
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